VorOrt Nr.28, April 2004
(Auflage 13 000)

Zeitung für das andere Vaihingen

 


Fondsgesellschaft sucht seit Februar Anleger
Häussler hat Schwaben-Galerie bereits wieder verkauft

Während in Vaihingen die Ablehnung der „Neuen Mitte" zunimmt, je weiter die Bauwerke ihrer Fertigstellung entgegengehen, muss derjenige, der dem Stadtbezirk das ganze beschert hat, sich um das Gelingen des monumentalen Einkaufs- und Bürozentrums kaum noch Sorgen machen. Rudi Häussler hat die Projekte Daimler-Zentrum und Schwaben-Galerie bereits letztes Jahr für 163 Mio € an die DaimlerChrysler Services Finance GmbH verkauft.

Der Kaufvertrag wurde im November 2003 abgeschlossen, die Kaufsumme Ende Dezember an Rudi Häussler bezahlt. Die DCSF, eine 100%ige Tochter der Daimler-Chrysler AG, hat die Objekte Daimler-Zentrum und Schwaben-Galerie einschließlich des Bürgerforums inzwischen in eine Fondsgesellschaft, die „DCSF Immobilien Verwaltungsgesellschaft Nr.4 mbH & Co. Objekt Stuttgart Vaihingen KG" eingebracht, für die sie jetzt Anleger in Form von Kommanditisten und Treuhändern sucht.
Ob sich darunter außer R. Häussler, einem der Gründungskommanditisten auch Anleger aus Vaihingen oder der näheren Umgebung finden werden, scheint fraglich. Wer die ablehnende Haltung der Vaihinger Bevölkerung dem Projekt gegenüber kennt, dürfte sich schwer tun, die in Aussicht gestellte jährliche 6-10%ige Ausschüttung für realistisch zu halten.
Auf der kürzlich stattgefundenen Bürgerversammlung jedenfalls liesen die Vaihinger kein gutes Haar an der Schwaben-Galerie. Geradezu stürmischen Beifall der ca. 400 Anwesenden erhielt da eine Bürgerin aus der Betzweilerstrasse, als sie die Schwaben-Galerie ein „fürchterliches Bauwerk" nannte, das nie zu betreten, sie sich fest vorgenommen habe.
Und auch die Vaihinger Einzelhändler glauben inzwischen nicht mehr an die versprochene Belebung ihres Geschäfts durch das neue Zentrum, nachdem sich herausgestellt hat, dass die Betreiber der Galerie an einer guten Verbindung zwischen altem und neuem Zentrum gar kein Interesse haben.

Doch auch für die von außerhalb kommenden kleineren Gewerbetreibenden, die sich in der Hoffnung auf gute Geschäfte in der Schwaben-Galerie eingemietet haben, dürften die Zeiten nicht leicht werden. Die teils beachtlichen Mietpreise (siehe S.4 „Die Mieter der Schwaben-Galerie") verlangen nach Käuferströmen mit einem Verkehrsaufkommen, das bei der bisherigen miserablen Erschließung schnell zum Kollaps führen kann.

Statt der mit dem Bau der Schwaben-Galerie in Aussicht gestellten Belebung für die Geschäftswelt ganz Vaihingens rechnen die meisten Ortsansässigen heute eher mit einem verschärften Verdrängungswettbewerb, an dessen Ende von den Einzelhändlern sowohl in als auch außerhalb der Schwaben-Galerie nur die Großen überleben werden.



Objektive Berichterstattung
von Gerhard Wick

Wenn auf der Bürgerversammlung von 5 Vaihingern, die sich zum Thema „Neue Ortsmitte" äußern, alle fünf diese scharf kritisieren oder gar total ablehnen und die ablehnensten Beiträge von den etwa 400 Anwesenden tosenden Beifall erhalten, so fasst dies die „Wochenzeitung" folgendermaßen zusammen: „ Überwiegend mit positiven Erwartungen, teilweise mit Skepsis, aber auch durchaus kritisch sehen die Vaihinger ihrer „neuen Mitte" entgegen."
Das ist objektive Berichterstattung, weil alles drin ist, auch das, was gar nicht gesagt wurde, aber gesagt hätte werden sollen.
Noch objektiver berichten die Stuttgarter Nachrichten: sie erwähnen die Wortmeldungen zur Schwaben-Galerie gleich gar nicht und lassen dafür den Oberbürgermeister für alle von einer großen Chance für Vaihingen sprechen.
Wenn in VorOrt zu lesen ist: „Die Vaihinger liessen kein gutes Haar an der Schwaben-Galerie" so ist das natürlich nicht objektiv, sondern tendenziös, polemisch und unsachlich.

 

 

Die Bäume sind dem Fortschritt nicht gewachsen
Großstadt zwischen Wald und Reben ?

Ein Slogan mit dem die Landeshauptstadt einst auf die hohe Lebensqualität in dieser Stadt hinzuweisen suchte. Der Umgang mit Wäldern und Bäumen in den letzten Jahren läßt Stuttgart allerdings eher als „Zwischen Hängen und Würgen" beschreiben. Schon lange haben die weiterhin in gefälligen Reden vorgetragenen Worte über die Bedeutung der Bäume für die Stadt nichts mehr mit der vorrangig an ökonomischen Kriterien orientierten Praxis der Stadtoberen zu tun.

Eine etwa 100 Jahre alte Buche entzieht an einem sonnigen Sommertag mittels Photosynthese der Umgebungsluft ca. 9 400 l CO2 und wandelt dieses unter anderem in Sauerstoff um. Ein Baum ist in der Lage im Laufe eines Jahres bis zu 1 T Staub aus der Luft auszufiltern und damit auch einen beachtlichen Teil der an Feinstaub gebundenen Schadstoffe zu entsorgen. Insbesondere in Städten verbessern Bäume merklich die Luftqualität.

Die enorme Bedeutung von Bäumen für Klima und Luftreinhaltung ist auch den Verantwortlichen in Stuttgart bekannt.

Ihr Handeln aber hat wenig zu tun mit dem immer noch gerne vorgetragenen Hinweis, dass mit Bäumen und Wäldern sorgsam umgegangen werden müsse.
Ganze Wälder werden Gewerbebauten geopfert, wie jetzt gerade für die EnBW im Fasanenhof. Allein in Vaihingen wurden in den letzten 5 Jahren tausende von Bäumen für die Ansiedlung hauptsächlich immer neuer Bürosiedlungen und Autohäusern gefällt.

Darüber hinaus werden in Stuttgart Bäume und Wälder in erschreckendem Umfang rein ökonomischen Zielsetzungen untergeordnet und ihrerseits selbst vor allem als Wirtschaftsgut betrachtet. Trotz der großen Baumverluste durch neue Baugebiete und den Sturm Lothar betrieben die Forstämter in den vergangenen zwei Wintern einen Baumeinschlag in den Wäldern um Stuttgart, der mit Waldpflege und Verjüngung nichts mehr zu tun hat. Wer heute den Wald z.B. rund um den Fernsehturm, aber auch auf der Rohrer Höhe betrachtet, der zweifelt, ob da angesichts der vereinzelt übrig gelassenen Bäume überhaupt noch von Wald gesprochen werden kann.

Eine Folge der durch CO2-Emissionen verursachten Klimaveränderung sind unter anderem die Stürme der vergangenen Jahre.Bäume können diese Emissionen verringern. In Stuttgart aber werden tausende von Bäumen entlang verkehrs- und emissionsreicher Strassen gefällt, damit sie beim nächsten Sturm nicht zum Verkehrshindernis werden können. Wo Weitsicht und Nachhaltigkeit angebracht wären kennt der Gemeinderat eben auch hier nur den schnellen wirtschaftlichen Nutzen und die kurzsichtige Schadensbegrenzung seiner Folgen.

 

 

Stuttgarter Wasserforum am 10. 5. in Vaihingen
Wir wollen unser Wasser zurück

Bereits im Jahre 2002 hat der Stutgarter Gemeinderat die Trinkwasserversorgung mit den Stimmen von CDU, FDP, SPD, Grünen und FWV an den Energiekonzern EnBW verkauft und damit der Einflußnahme der Bürger entzogen.

Das Stuttgarter Wasserforum, ein Zusammenschluß von Bürgern, die über den „Ausverkauf öffentlichen Eigentums in Stuttgart bestürzt sind" ist seit November 2002 aktiv und der Meinung, dass öffentliches Eigentum der Bevölkerung gehört und den Politikern lediglich zur Verwaltung anvertraut wurde, nicht aber um es ohne die Bürger gefragt zu haben zu verkaufen. Sie kämpft daher auch gegen die „Cross Border Leasing-Geschäfte, mittels derer bereits das Kanalsystem Stuttgarts, sowie die U-Bahn-Wagen an ausländische Konzerne verleast wurden. Ihre Forderung: Kein weiterer Ausverkauf lebenswichtiger kommunaler Einrichtungen, Stop der CBL-Geschäfte, Rückkauf der Trinkwasserversorgung.

Das Stuttgarter Wasserforum informiert und diskutiert am 10. Mai im Uhlandsaal in Vaihingen. Beginn der Veranstaltung ist 19:30 Uhr.

 

 

Ecke Veteranen – Steig - Rathausstraße in Rohr
Sicherer Schulweg fehlt noch

Die starre Einteilung der Grundschulbezirke in Stuttgart führt hin und wieder dazu, dass Grundschüler/innen einen relativ weiten Schulweg zurücklegen müssen, obwohl eine Grundschule ganz in ihrer Nähe ist. So geht es z.B. Kindern, die im Umkreis der Veteranenstraße in Rohr wohnen. Sie müssen die Schönbuchschule besuchen, obwohl sie schneller und ohne verkehrsreiche Strassen queren zu müssen zur Pestalozzischule kämen.

Wenn sich daran schon nichts ändern lasse, so fordern schon seit längerem Eltern aus diesem Wohngebiet, dann solle man wenigstens dafür Sorge tragen, dass es gesicherte direkte Wege vom Wohnort zur entfernten Schule gibt. Und daran fehlt es gerade für aus Richtung Veteranenstraße kommende Kinder bis heute. Sie müssen nämlich an einer Stelle gleich drei unübersichtliche und verkehrsreiche Strassen überqueren, wenn sie vom einen Gehweg zum gegenüberliegenden in der Rathausstraße gelangen wollen. Vor allem zum Schutz der Grundschüler, aber auch anderer Fußgänger, sollte sich der Vaihinger Bezirksbeirat einmal Gedanken über eine Verbesserung der Situation machen. Nach Meinung der Anwohner wäre es z.B. eine Möglichkeit, im Anschluß an den dortigen Baumstandort eine Fußgängerinsel anzulegen, so dass man beim Überqueren den die Steigstrasse abwärts fließenden Verkehr aus geschützter Position einsehen und vor dem Passieren der Rathausstrasse abwarten kann.

 

 

Ab 15. April im Kino Delphi, Tübingerstrasse
Ein bayerischer Rebell

Der bayerische Liedermacher Hans Söllner aus Reichenhall nimmt kein Blatt vor den Mund. Er ist der erfolgsreichste seiner Art in Deutschland, und trotzdem hört man ihn nie im Radio und sieht ihn auch nie im deutschen Fernsehen.

Der Dokumentarfilm von Andy Stiglmayr beobachtet den Liedermacher bei seiner Arbeit und versucht, seine Überzeugungen und Ansichten, seinen Alltag und seine künstlerische Arbeit in Verbindung zu setzen. Warum kämpft er so rastlos und energisch gegen diesen Staat? Warum wird er von seinen Gegnern gehasst, wie er von seinen Fans geliebt wird?

Vor allem sein offenes Bekenntnis zum Hanf und seine mutigen Äußerungen gegen die Obrigkeit machten ihn in den letzten Jahren zu dem am meisten verfolgten Künstler in Deutschland, aber auch zu einem Sprachrohr für abertausende Gleichgesinnte. Ausverkaufte Konzerte, Prozesse und Hausdurchsuchungen, aber vor allem die Ohnmacht im Kampf gegen die bayerische Justiz, zerren an dem bayerischen Rasta und prägen dieses in Deutschland einmalige Phänomen.

„Der bayerische Rebell" läuft in Stuttgart ab 15.April im Kino Delphi, Tübingerstr.6

 

 

Die künftigen Mieter der Schwaben-Galerie

Einzelhandel/Gastronomie:

Kaufland (SB Warenhaus, 5 611 m², Mietpreis/Monat: 60 454 €)

Modepark Röder (Textil, 4 489 m² , Mietpreis/Monat: 40 401 €)

TAKKO Modemarkt  (Textil, 693 m², Mietpreis/Monat: 10 742 €)

MediaMarkt (Elektofachmarkt, 4 240 m², Mietpreis/Monat: 52 576 €)

Aldi (Discounter, 1 309 m², Mietpreis/Monat: 15 500 €)

dmDrogeriemarkt, 568 m², Mietpreis/Monat: 9 372 €)

Shaoming Huang (Chinarestaurant, 504 m², Miete/Monat: 5 040 €)

Schuhhaus Werdich(Schuhmarkt, 489 m², Miete/Monat: 8 826 €)

H.Deichmann Schuhe (Schuhmarkt, 487 m², Miete/Monat: 6 789 €)

Weltbild (Buchhandlung, 310 m², Miete/Monat: 11 315 €)

W. Schanz(Apotheke, 239 m², Miete/Monat: 3 346 €)

Apollo-Optik (Optiker, 135 m², Miete/Monat: 4 603 €)

Tchibo (Kaffee-Fachgesch., 112 m², Miete/Monat: 4 704 €)

Keim Backparadies (Bäckerei, 86 m², Miete/Monat: 6 020 €)

Frisör Klier (Frisörgesch., 80 m², Miete/Monat: 2 560 €)

Ngoc-My Tran Lam (China-Imbiss, 67 m², Miete/Monat: 3 866 €)

Ngoc-My Tran Lam (Creperie>, 18 m², Miete/Monat:1 188 €)

Schneider Mezgerei(Mezgerei, 66 m², Miete/Monat: 2 640 €)

Enzo Cafe (Espressobar, 60 m², Miete/Monat: 3 420 €)

Budak & Co.(Schlüsseldienst, 52 m², Miete/Monat: 1 846 €)

Budak & Co.(Türkischer Imbiss, 41 m², Miete/Monat: 2 337 €)

Noch nicht vermietet: 3 381 m²

Büro:

DEBOS DaimlerChrysler Objektmanagement und Service GmbH (1 522 m², Miete/Monat: 22 876 €)

LBBW (Bankfiliale, 516 m²)

LBBW (Büro, 1 234 m², Mietpreis/Monat: 17 893 €)

LBBW (Tresorraum, 350 m²)

Noch nicht vermietete Büroflächen: 3 267 m²

Tiefgarage:

(Q-Park GmbH&Co.KG,1 135 m², Miete/Monat: 61 290 €)

Hotel:

DEBEOS DaimlerChrysler Objektmanagement und Service GmbH (7 099 m² Miete/Monat: 118 553 €)

 

 

Engelszunge

„Wer seinen Pflug von ein paar mageren Ochsen ziehen lässt,
der ist ein Häusler und muss das Maul halten. (Ludwig Thoma)