Atomausstieg selber machen
Pressekonferenz von Umweltverbänden, Verbraucherschutz-Organisationen
und Anti-Atom-Initiativen: Berlin, 28. September 2006
Statement von Jochen Stay, Sprecher der Initiative X-tausendmal quer
1997 habe ich gemeinsam mit Jürgen Trittin und vielen anderen auf der
Straße in Gorleben gesessen, um den von der Umweltministerin Angela
Merkel geschickten Castor-Transport zu blockieren.
2001 haben wir in Gorleben auf der Straße gesessen, um den von
Umweltminister Jürgen Trittin geschickten Castor-Transport zu
blockieren. Ein Gesprächsangebot von Trittin und seinem Staatssekretär
Rainer Baake haben wir Initiativen und Umweltverbände damals abgelehnt.
Sie wollten uns erzählen, dass es jetzt nicht mehr nötig sei, gegen
Atommüll-Transporte zu demonstrieren.
Heute sitze ich hier gemeinsam mit dem Ex-Staatssekretär Rainer Baake
und rufe zum Boykott der Atomstrom-Konzerne auf. Müssten wir hier über
den von ihm mit ausgehandelten Atomkonsens sprechen, würden wir uns
wahrscheinlich heftig in die Haare kriegen. Aber das ist nicht mehr
nötig, denn der Atomkonsens ist seit vorgestern Geschichte.
Die Stromkonzerne haben sich festgelegt: Der seit sieben Jahren
angekündigte aber bisher nicht vollzogene Atomausstieg soll gar nicht
stattfinden. Kein Reaktor soll vom Netz. Mit dem 26. September 2006 hat
also der Kampf um die Atomenergie in der Bundesrepublik neu begonnen.
Vier Reaktorblöcke sollten eigentlich bis 2009 stillgelegt werden. Nur
bei zwei geplanten Laufzeitverlängerungen darf die Bundesregierung überhaupt mitreden: Biblis A und Neckarwestheim 1. Die anderen beiden
Kandidaten, Brunsbüttel und Biblis B können auch ohne Zustimmung aus
Berlin länger laufen, als ursprünglich vereinbart. Deshalb haben wir
beschlossen, jetzt die Stromkonzerne direkt unter Druck zu setzen -- und
zwar alle vier.
Unser Ansatz: Wenn die nicht abschalten, dann werden sie von ihren
eigenen Kunden abgeschaltet. RWE hat den Antrag auf Laufzeitverlängerung
mit der Rücksicht auf die Aktionäre begründet. Wir wollen mit unserer
Initiative dafür sorgen, dass die Aktionäre es gar nicht erwarten
können, dass die Reaktoren abgeschaltet werden.
Der Boykott ist nicht die einzige Protestform zu der wir aufrufen. Wir
werden auch auf die Straße gehen. Erste Demonstrationen sind für den 4.
November in Biblis und Brunsbüttel und für den 11. November in Gorleben
geplant, wenn der nächste Castor-Transport rollen soll.
Die Castor-Proteste werden in diesem Jahr auch eine Antwort auf die
Laufzeiten-Pläne der Stromkonzerne sein. Das Atommüll-Problem ist weiter
ungelöst und trotzdem wollen RWE und Co nach dem Motto ,Augen zu und
durch' weiter strahlende Abfälle auf Kosten der kommenden Generationen
produzieren.
Unsere Gorlebener Erfahrung ist: In der Atompolitik bewegt sich nur dann
etwas, wenn viele Menschen Druck machen, ob jetzt als mündige
Stromkunden oder im November beim Castor-Transport ins Wendland.
Für Rückfragen: Jochen Stay, 0170-9358759, j.stay@jpberlin.de